Die Premiere der neuen Konferenz, organisiert von Maurizio Paleologo, dem umtriebigen Gründer von Affidia srl und Bastiaanse Communication BV, lockte vom 21. bis 24. Oktober rund 150 Lebensmittelexperten nach Parma.
Bei diesem Titel waren die Erwartungen der Teilnehmenden natürlich sehr hoch. Eine Revolution wird nicht alle Tage ausgerufen, schon gar nicht in unserer Branche. Konnten die hohen Erwartungen an das Programm erfüllt werden? Lassen Sie mich mein ganz persönliches Fazit dieser Konferenz in einem Satz zusammenfassen: Der Titel hätte besser „Food Evolution“ gelautet.
Das Thema Nachhaltigkeit zog sich wie ein roter Faden durch alle Vorträge, die überwiegend von Vertretern aus der Forschung gehalten wurden. Die einzelnen thematischen Sessions wurden von international renommierten Vertretern der Forschungsszene geleitet.
Mit Prof. Chiara Dall’Asta (Universität Parma), Prof. Chris Elliott (Queen’s University, Belfast), Prof. Roland Poms (Int. University for Applies Sciences), Gianfranco Brambillo (Italienisches Nationales Gesundheitsinstitut) und Dr. Bert Popping (Focos) hatte Maurizio Paleologo nicht nur absolute Koryphäen ihres Fachs als Chairmen gewinnen können, sondern auch ein glückliches Händchen bei der Auswahl exzellenter Moderatoren und Diskussionsleiter bewiesen.
Für mich als Vertreter einer der größten europäischen Laborgruppen in Europa, die u.a. in der Agrar-, Lebens- und Futtermittelanalytik führend ist, war in den Vorträgen und Workshops besonders interessant, wie die Experten die Auswirkungen der globalen Veränderungen durch die sich abzeichnende Ressourcenverknappung und den Klimawandel auf die zukünftige Lebensmittelsicherheit einschätzen.
Der am ehesten als „Revolution“ zu bezeichnende Trend ist der Ersatz von tierischem Eiweiß durch alternative Eiweißquellen. Die wachsende Weltbevölkerung wird es sich in Zukunft nicht mehr leisten können, ihren Eiweißbedarf wie bisher durch Fleisch- und Milchprodukte zu decken. Der CO2-Fußabdruck und der Ressourcenverbrauch bei der Produktion tierischer Produkte ist um ein Vielfaches höher als bei pflanzlichen Lebensmitteln. Damit tragen tierische Produkte auch wesentlich zum globalen Klimawandel bei.
Aber hätte eine Ernährungsumstellung weg von tierischen Produkten mittel- und langfristig auch Auswirkungen auf die Sicherheit unserer Lebensmittel? Die Antwort lautet ja! Durch den Ersatz von tierischen Proteinen, deren Herstellung, Eigenschaften und Risiken wir sehr gut kennen, durch neue alternative Proteinquellen, aber auch durch das zunehmende Recycling von Abfällen (z.B. Verpackungen) und Nebenprodukten aus der Lebensmittelproduktion entstehen neue, bisher wenig erforschte Risiken.
Stichworte sind: Auftreten bisher nicht relevanter Biotoxine und insbesondere Mykotoxine, neue Allergene und bisher unbedeutende mikrobiologische Risiken und last but not least die zunehmende Gefahr von Lebensmittelbetrug, sei es durch Falschdeklaration oder den Austausch hochwertiger Zutaten durch minderwertige.
Traditionelle Verfahren der Lebensmittelverarbeitung und -konservierung wie die Fermentation werden seit Jahrtausenden eingesetzt. Mit neuen, auch KI-gestützten Verfahren des Enzymdesigns und der Neuen Gentechnik (NGT) können Mikroorganismen so „maßgeschneidert“ werden, dass mit Verfahren der Präzisionsfermentation eines Tages bestimmte, auf das individuelle Mikrobiom des Einzelnen abgestimmte Diäten „designed“ werden könnten. Neue Verfahren können aber auch neue Risiken bergen.
Die Klimaerwärmung verändert die Anbaubedingungen in der Landwirtschaft. Drohende Wasserknappheit einerseits und zunehmende Starkregenereignisse andererseits können die Bodenbeschaffenheit verändern und z.B. durch Schlammablagerungen giftige Metalle eintragen. In unseren Breiten bisher unbekannte Unkräuter können sich z.B. in Getreidefeldern ausbreiten (z.B. Stechapfel). Diese Pflanzengifte werden bei uns bisher nicht routinemäßig in Getreideprodukten untersucht.
Alternative Lebensmittel (als Ersatz für tierische Produkte) werden nur dann von den Verbrauchern akzeptiert, wenn sie in Textur, Aussehen und Geschmack auch Nicht-Veganer langfristig überzeugen können.
IHR PLUS: AGROLAB nimmt an einschlägigen wissenschaftlichen Symposien teil und tauscht sich aktiv mit Fachkollegen aus, um neue analytische Herausforderungen frühzeitig zu erkennen. Unser Ziel ist es, rechtzeitig routinetaugliche Prüfmethoden zu etablieren, damit die Qualität und Sicherheit Ihrer Rohstoffe und unser aller Lebensmittel auch in Zukunft - zumindest analytisch - gewährleistet bleibt.
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Autor: Dr. Frank Mörsberger, AGROLAB GROUP